Die Quantifizierung der Gefährdung von nicht am Luftverkehr beteiligten Dritten, d. h. Anwohnern und Beschäftigten im Flughafennahbereich, geschieht mithilfe des "External Risk Modells". Dies stellt – basierend auf der Wahrscheinlichkeitsrechnung – eine Verknüpfung von Flugzeugaufenthaltswahrscheinlichkeit an einem bestimmten Ort des Untersuchungsraumes, der dortigen Absturzwahrscheinlichkeit und schließlich des lokalen Zerstörungspotenzials auch unter Berücksichtigung gefährdender Anlagen wie z. B. Tank- /Gaslager her.
Hierbei werden sog. Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen modelliert. Kalibriert sind diese Funktionen im Wesentlichen durch empirische Erhebungen aus Datenbanken sowie durch Abbildung energetischer Ausbreitungscharakteristika bei unterschiedlichen topografischen Gegebenheiten. Ergebnis des Berechnungsverfahrens sind Aussagen zur Wahrscheinlichkeit, mit der ein Mensch an den Folgen eines Flugzeugunglücks stirbt, wenn er sich dauerhaft am entsprechenden Ort aufhält.
Im Zusammenhang mit aktuellen Planfeststellungsverfahren kommt einer wichtigen Detailuntersuchung besondere Bedeutung zuteil: dem Einfluss von Störfallanlagen nach SEVESO III auf das externe Risiko in Flughafennähe – besonders im Bereich der An- und Abflugrouten. Im Falle einer internen oder externen Störungen des normalen Betriebes bergen solche Anlagen auch ein Gesundheitsrisiko für Personen, die sich außerhalb des Werksgeländes aufhalten. Mithilfe physikalischer Störfallmodelle, die in Zusammenarbeit mit Anlagenexperten erarbeitet werden, kann neben dem eigentlichen Luftfahrzeugabsturz (Primärereignis) auch das evtl. ausgelöste Sekundärereignis detailliert nachgebildet werden.
Isoliniendarstellung Die verfügbare Berechnungsmethodik wird im In- und Ausland von Genehmigungsbehörden mittlerweile als ein zentrales Bewertungs- instrument zur Umweltverträglichkeit, Raumordnung und Genehmigungsfähigkeit von Aus- und Neubauprojekten im Flughafenwesen angefordert. Es liegt ein Werkzeug vor, welches es trotz des Mangels an gesetzlich festgeschriebenen Grenzwerten erlaubt, relative Bewertungen auf Basis quantitativer Ergebnisse anzugeben.
Das Modell wurde umfassend und erfolgreich im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens zur Errichtung einer 4. Bahn am Verkehrsflughafen Frankfurt/Main eingesetzt. Es bestand aufgrund seiner erreichbaren Abbildungsgenauigkeit im internationalen Wettbewerb methodisch gegen alternative Berechnungsverfahren.